Erster Miniwald im Kreis Böblingen
Von Julika Wolf in der Kreiszeitung Böblinger Bote am 18. März 2024
An der Gottlieb-Daimler-Schule in Sindelfingen wird künftig ein Tiny Forest wachsen und das Klima verbessern. Was hat es damit auf sich?
Das Tiny House liegt längst im Trend. Wohnen auf möglichst wenig Fläche, jeder Zentimeter aufs Genaueste durchdacht und das Ganze am besten noch aus recycelten Materialien. Das Konzept erfreut sich weltweit immer größerer Beliebtheit. Und es lässt sich ein Stück weit auf andere Dinge übertragen. Wie wäre es etwa mit möglichst vielen Bäumen auf möglichst wenig Platz? Gibt’s auch: Tiny Forest heißt das dann.
Mehr Sauerstoff, wenigerCO – der Tiny Forest gibt alles fürs Klima
Genau das entsteht zurzeit in Sindelfingen an der Gottlieb-Daimler-Schule 2. Es ist der erste Miniwald im Kreis Böblingen. Hundert Quadratmeter soll er groß werden und etwa 300 Bäume beherbergen, so Initiator Frank Geggus. Der Imker hatte die Idee, den Tiny Forest als Ausgleichsmaßnahme fürs Klima anzupflanzen.
Laut Frank Geggus könne der Miniwald bis zu 40 Mal mehr CO binden als ein herkömmlicher Wald derselben Größe – auch wegen der dichten, mehrschichtigen Vegetation. Außerdem produziere er mehr Sauerstoff. Dabei helfe eine spezielle Pflanzenkohle, die als Nährstoffquelle in den Boden gesetzt wird. Sie sorge auch dafür, dass die Bäume schnell wachsen. Frank Geggus rechnet mit einem Meter pro Jahr.
Bevor es losgehen kann, muss der Wald aber erst einmal angepflanzt werden. Dazu fand Ende Februar in Sindelfingen der Spatenstich statt, mit dabei Vertreter der Sozialstiftung der Kreissparkasse Böblingen, der Stadtwerke Sindelfingen, des Jugendforschungszentrums und des Landratsamtes Böblingen. Erstere kamen mit dicken Schecks, denn für einen Tiny Forest dieser Größe brauche es schon rund 30000 Euro, sagt Geggus.
Nun werde die Grube ausgehoben, dann der Boden analysiert und anschließend die Kohleschicht eingesetzt. Wenn alles nach Plan läuft, können die Bäume in vier bis sechs Wochen einpflanzt werden. Das übernehmen Mitarbeiter der Kreissparkasse, so Geggus.
Aus einheimischen Laubbäumen wird der Mischwald bestehen, drum herum sollen Sträucher wachsen. Zum Flanieren ist der Wald aber nix. Dafür wird er viel zu dicht. Durchkommen: Fehlanzeige. Dafür können sich die Schüler der Gottlieb-Daimler-Schule künftig womöglich über mehr Schatten auf ihrem Gelände freuen.
Die Tiny Forests haben ihre Wurzeln in Asien. Der japanische Ökologe Akira Miyawaki entwickelte die Idee in den 70er-Jahren, um vor allem im urbanen Raum grüne Flächen zu schaffen.